Donnerstag, 26. Januar 2012

Schulsprecherwahl - Eine Tragödie in 4 Kandidaten

Ein renommiertes bilinguales Gymnasium, irgendwo in einem kleinen, unbeugsamen Stadtstaat in Norddeutschland.
Eigentlich sollte die Schülervertretung hier funktionieren, und anfangs des Schuljahres 2011/2012 sah auch alles danach aus: Eine scheinbar ernstzunehmende Schülervertretung war gewählt worden, alles lief gut.
Dann wurde einem von zwei Schulsprechern, dem linken politischen Pol eines ausgeglichenen Duos, nahegelegt, zurückzutreten, nachdem Gerüchte aufkamen, er sei beim Genuss von Marihuana von der Obrigkeit erwischt worden. Das ist erstmal nicht weiter schlimm, doch das Problem ist, dass er dann auch protestlos sein Amt räumte und so die Autonomie der SV gegenüber der Schulleitung in Frage stellte.
Nun sind Neuwahlen, das heißt, es wird ein Ersatz gewählt. Die Kandidatenliste hat mich heute dazu gebracht, mit einem Auge zu lachen und mit dem anderen zu weinen. Sie sieht wie folgt aus (Namen und Geschlechter nicht genannt, es sind aber sowohl zwei Mädchen als auch zwei Jungs vertreten):

  • Kandidat 1 ist ein Exemplar des Phänomens Spaßpartei. Sein äußerst kurzes Statement fordert exakt zwei Dinge: Saubere Toiletten und eine Aufhebung des rauchfreien Schulgeländes, das ja nun (zum Glück) gesetzlich verankert ist.
  • Kandidat 2 hat zwar ein vernünftiges, aber vollkommen aussageloses Statement eingereicht. Die klassischen Argumente Transparenz und Mitbestimmung in der Schulverwaltung werden als Hauptargumente gebracht, es steht aber zu befürchten, dass es sich bei dieser Kandidatur nur um einen Auswuchs eines ausgeprägten Geltungsdranges handelt.
    Diese Wahl würde nichts besser, aber wohl auch kaum etwas schlechter machen, da dieser Kandidat perfekt in dieser SV untergehen würde.
  • Kandidat 3 ist der personifizierte Populismus. Es werden ernsthaft eine "Modenshow" (Zielgruppe: XX) und ein "Schulhofsfußballturmier" (Zielgruppe: XY) in Aussicht gestellt; unterstützt wird der "interessante" Gesamteindruck durch fehlende Zeichensetzung, die Head "Wichtig! Wichtig! Wichtig!" und Frage- und Ausrufezeichen in Rudeln.
  • Kandidat 4 meint es meinem Ersteindruck nach noch am besten und vor allem am ernstesten mit der Kandidatur. Es wäre alles perfekt - die ernsthafte Forderung nach einer besseren Schulgemeinschaft, die Gesamtglaubwürdigkeit - wäre da nicht ein einziger Makel:
    Das Alter. Dieser Kandidat stammt aus dem fünften Jahrgang. Schade. Ich für meinen Teil werde trotzdem diese Wahl treffen, da ich den Kandidaten fördern möchte, der am ehesten die Intention hat, etwas zu ändern, und zwar zum Besseren.
Meine Vorhersage für den Ausgang dieses Stücks:

  1. Kandidat 2, da die Beliebtheit immer ausschlaggebend und Glaubwürdigkeit sekundär ist.
  2. Kandidat 1, denn die Beliebtheit ist eher auf Seiten dessen, der die "Raucherschule" wieder einführen möchte.
  3. Kandidat 3, denn so blöd ist kaum ein Schüler.
  4. Kandidat 4, da diesen niemand ernst nimmt, allein aufgrund des Alters. Schade.
Eine Auswertung der offiziellen Ergebnisse gibt´s hier dann nach der Wahl ;)
Bis dahin:
Grüße,
Euer Wahlbeobachter Fortytwo

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