Dienstag, 16. August 2011

Reisen mit der Deutschen Bahn Vol. II

From Freiburg To Bremen

Livebericht einer Bahnreise quer durch Deutschland

Samstag, sieben Uhr morgens, irgendwo kurz vor der französischen Grenze. Einsteigen ins Auto, mein Fahrrad ist schon drin, es geht zum Freiburger Hauptbahnhof. Fast zwei Wochen war ich jetzt hier, bei guten Freunden in Endingen am Kaiserstuhl und habe vormittags in deren Werkstatt und Büro mitgearbeitet. Jetzt geht es wieder Richtung Bremen, nach Hause. 
Eigentlich hätte ich am Freitag schon fahren sollen. Weil aber kein Platz mehr für mein Fahrrad frei war musste ich bis heute morgen warten. 
Um 8:28 bin ich schließlich in Freiburg nach Offenburg abgefahren, von dort ging es nach 40-minütigem Aufenthalt nach Karlsruhe weiter. Mittlerweile sitze ich im Intercity Karlsruhe - Hannover, es ist kurz nach eins. Mein Sitzplatz ist im letzten Abteil des Zuges, das bis Frankfurt noch das erste war und die Nummer 5 trägt, auf der linken Seite, die bis Frankfurt noch die rechte war. Rechts von mir auf der anderen Seite des Wagens sitzt eine Junge Frau mit einem Tablet-PC, auf dem sie bis eben noch eifrig herumgetippt hat, einen großen Wanderrucksack neben sich. Zwei Reihen vor mir hocken ein dünner, großer Junge mit Topffrisur und Brille und seine Mutter, ca. 1,95 groß und breit wie ein Kleiderschrank, mit sehr kurzen, leicht rötlich getönten Haaren und Designerbrille. Für die beiden musste ich vorhin mein Fahrrad umparken, weil es auf ihrem reservierten Platz stand. Die Frau bestand trotz halb leerem Fahrradabteil darauf.
Mittlerweile ist es zwanzig vor zwei, die Frau mit Tablet und Rucksack ist in Giessen ausgestiegen. Ich denke, jetzt ist ein guter Moment, eine musikalische Pause zu machen, ich habe in diesen Ferien so viel neues gefunden.
Super. Streckenstörung mitten in der Pampa. Wahrscheinlich Kamele auf den Gleisen oder so. Es ist jetzt zwei Uhr, nicht mal mehr vier Stunden bis Bremen und nur noch 1:55 bis Hannover, da muss ich dann ein letztes Mal umsteigen.
14:02 - Es geht weiter. Vor lauter DB-Vorurteilen hatte ich schon befürchtet, es würde nie wieder weitergehen, letzten Endes waren es doch nur zwei Minuten.
Zwanzig nach Zwei. Ich habe gerade die Zeitung der Frau vor mir gesehen. Alle berichten sie heute über den Mauerbau. Ich frage mich, was die Taz heute schreibt. Der iPod spielt Berurier Noir - Commando Pernod. Ich spreche und verstehe zwar kein Wort Französisch, aber egal. Gute Musik. 
Es ist kurz nach halb drei und ich habe gerade gemerkt, dass die Zeitung der Frau vor mir die Zeit ist. Mein linkes Hosenbein ist voller schwarzer Flecken, von denen ich nicht weiß, wo sie herkommen. Mysteriös.
Viertel vor drei - vom iPod: Stoppok plus Worthy - Sei Froh
Jetzt ist es zehn vor fünf und ich sitze im RE nach Bremen. Dieser Zug ist lange nicht so überfüllt wie der von Offenburg nach Karlsruhe (da musste ich die ganzen 45 Minuten stehen), nur ein anderes Fahrrad ist außer meinem noch in meinem Fahrradabteil.
Zu Madness - One Step Beyond (Live) "rast" die Landschaft an mir vorbei, noch ungefähr eine Dreiviertelstunde.
16:55 - Nienburg (Weser). Die letzte Fahrscheinkontrolle ist durch, wie schon die ganze Fahrt über ohne Probleme. Diese Episode von "Reisen mit der Deutschen Bahn" scheint tatsächlich ein Happy End zu nehmen. Vom iPod dröhnt Tom Waits - Russian Dance. Leider ist dieses Lied Eigentum von UMG, deshalb kein Link. Musikindustrieärsche.
Es ist 17:09, noch genau eine halbe Stunde bis nach Hause. Langsam fange ich an mich zu freuen. Der iPod liefert DTH - Das Mädchen aus Rottweil
Zwanzig nach, der Zug ist jetzt fast leer. Mittlerweile füllt dieser Bericht neun Seiten in meinem Notizbuch, neun Seiten voll von für ungeübte Augen unlesbarer Schrift. Die Musik wird immer besser.
Die neongrüne Anzeige im Zug sagt, es ist 17:24. Nur noch eine Viertelstunde bis nach Hause.
Die Ärzte - Zu Spät sagt der iPod.
Nächster Halt ist Achim, ich werde langsam ungeduldig. Songwechsel beim iPod. Irgendwie mag ich diesen schrabbeligen Garagenmusiksound der frühen Ärzte.
Der Zug fährt wieder an, noch 11 Minuten. Mir tut die Hand weh, auf der Rücklehne eines Zugabteil-Klappsitzes zu schreiben ist unangenehm. 
Dienstag, 17:38. Ich sitze am Mac und schreibe diesen Eintrag. Nachdem ich angekommen war, habe ich bei einem Kumpel in Bremen Nord übernachtet, seitdem habe ich nichts mehr zu tun. Ich höre die LateLine-Podcasts mit Holger Klein der letzten Wochen nach. Gestern habe ich mir neue Kopfhörer gekauft, endlich kann ich wieder vernünftig Musik hören. Die letzten waren kaputt. 
Zuletzt hat mein Bericht elf Notizbuchseiten gefüllt. Die Musik, die verlinkt ist, habe ich tatsächlich zum Großteil während der Fahrt gehört, mal abgesehen von den Toy Dolls, King Kurt und den Monsters.
Ich hoffe es hat euch gefallen,
Fortytwo.

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